Gedanken zum 18. April 2020
Abschied nehmen
Wenn wir in diesen Tagen an Gräbern stehen, sind nur wenige dabei. Nur die direkten Angehörigen.
Das tut weh. Den Angehörigen, denn eigentlich brauchen sie die Anteilnahme und das Aufgehobensein in der Gemeinde. Aber auch denen, die zu Hause bleiben, tut das weh. Es fehlt ein Schritt auf dem Weg des Abschiednehmens.
Zwei Dinge lege ich denen, die nicht am Grab dabei sein können, ans Herz. Damit es wenigstens ein bisschen leichter ist.
Zünden Sie bei sich zu Hause eine Kerze an und nehmen Sie für sich Abschied. Schön ist, wenn der Abschied in Dankbarkeit geschehen kann. Aber nicht immer ist uns das möglich. Dann hilft es, sich auch das einzugestehen und zu sagen: „So ist es jetzt, in diesem Augenblick. Vielleicht wird es einmal anders.“
Wenn es Ihnen ein vertrauter Brauch ist, schließen Sie dann mit dem Vater unser. Das verbindet. Und blasen Sie dann die Kerze zu einem Zeitpunkt, den Sie bestimmen, ganz bewusst aus. Das kann schwer sein, aber es hilft. Ähnlich jenem Moment, in dem Sie sich vom Grab abwenden und sich dem Leben wieder zuwenden.
Und das andere: Setzen sie sich hin und schreiben Sie dem oder der Angehörigen – eine Karte oder einen Brief. Oder bringen Sie ein Sträußchen vorbei oder stellen sie etwas aufs Grab und teilen Sie es mit. Lassen Sie die Angehörigen spüren, dass sie jetzt nicht allein sind. Das ist so wertvoll und in diesen Tagen des notwendigen Abstands besonders wichtig.
Pfarrerin Eva Böhme