Gedanken zu Jubilate: 3. Sonntag nach Ostern

jüdischen Friedhof. Foto: Heide Langguth Nachdenkliches

Gedanken zu Jubilate: 3. Sonntag nach Ostern

Jubilate: 3. Sonntag nach Ostern

Beten hilft, das höre ich oft.
Nur wie?

jüdischen Friedhof. Foto: Heide Langguth
jüdischen Friedhof. Foto: Heide Langguth

Seit vielen Jahren trage ich eine Geschichte mit mir herum. Die hilft mir, wenn ich unsicher bin. Die Geschichte stammt aus dem Judentum. Ich erzähle sie Ihnen so, wie ich sie mir gemerkt habe. Also: Ein Rabbi (an seinen Namen kann ich mich nicht erinnern) wird gefragt. „Wie machst Du das eigentlich? Da kommen die Menschen zu Dir und erzählen Dir ihr Leid und ihre Traurigkeit und ihre Kümmernisse. Und dann?“ „Und dann?“, sagt der Rabbi und fährt fort: „Von der Not eines jeden Menschen bleibt eine Spur in meinem Herzen eingeritzt. An jedem Abend, wenn ich bete, öffne ich Gott mein Herz und spreche zu ihm: Herr, der Welt, lies, was hier geschrieben steht.“

Sein Herz öffnen, es Gott hinhalten und sprechen: „Herr, der Welt, lies alles, was hier geschrieben steht“, für mich ist das ein Schlüssel zum Beten.

 

Gebet zum Sonntag Jubilate

St. Cyriak, Foto: Gert Schladebach
St. Cyriak, Foto: Gert Schladebach

Ewiger Gott,
nein, nach Jubilieren ist mir nicht zumute.
Zu groß sind die Veränderungen in diesen Tagen.
Zu hart trifft es viele in unserer Mitte.
Zu bedrückend sind die Bilder aus anderen Ländern.
Und den langen Atem der Geduld
muss ich erst noch lernen.

Und trotzdem tut es mir gut,
mich jetzt vor Dir einzufinden,
mein Herz zu öffnen
und Dich zu bitten: Lies, was darin geschrieben steht.

Stille

Und vielleicht bin und werde ich ja eine andere,
wenn ich mich Dir so hinhalte.
Vielleicht wächst mir ja von Dir her der Mut zu,
den ich für diesen Tag brauche
und für die kommende Woche,
um sie zu bestehen.

Ja, mögest Du mein Leben segnen
und das der Menschen, die mir begegnen.
In diesen Tagen
lass uns einander zum Segen werden.

Amen.

Eva Böhme
Sulzburg, 3. Mai 2020